Hamburg ist erstes Bundesland mit flächendeckender Jugendberufsagentur – Vorbild für Koalitionsvertrag auf Bundesebene
Mit Eröffnung des siebten regionalen Standorts der Jugendberufsagentur Hamburg in Hamburg-Bergedorf am 11. Dezember erhalten alle jungen Hamburgerinnen und Hamburger unter 25 Jahren Beratung, Unterstützung und Begleitung beim Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf. Damit ist Hamburg das erste Bundesland, das flächendeckend eine Jugendberufsagentur (JBA) eingerichtet hat und Vorbild für die anderen Bundesländer, denn das Konzept wurde in den Koalitionsvertrag der Großen Koalition aufgenommen. Die JBA verbessert die berufliche Integration junger Menschen und hilft, den Fachkräftebedarf der Hamburger Wirtschaft zu decken.
Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg:
„Mit der Jugendberufsagentur setzt Hamburg ein Zeichen – ein Zeichen für unsere Hansestadt und über die Grenzen unserer Stadt hinaus: Wir brauchen die jungen Leute in der Mitte unserer Gesellschaft. Wir brauchen sie als qualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt. Und wir halten unser Versprechen, alle jungen Männer und Frauen nach dem Ende ihrer Schulzeit zu unterstützen. Die Jugendberufsagentur kümmert sich um die Berufseinsteiger, um ihren Übergang von der Schule in den Beruf und um ihre Integration in den Arbeitsmarkt. Wir wollen die Schulabgänger an der Schnittstelle zwischen Schule und Berufsleben begleiten – und sie, wenn es nötig ist, auch anschieben. In Hamburg haben sich zu diesem Zweck fünf Einrichtungen unter einem Dach zusammengeschlossen. Und sie helfen jungen Männern und Frauen, die Basis für ein eigenverantwortliches Leben aufzubauen.“
Frank-J. Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit: „Das Risiko, arbeitslos zu werden und arbeitslos zu bleiben, ist sehr eng mit der schulischen und beruflichen Qualifikation verbunden. Die spürbare demografische Entwicklung und der aktuelle Fachkräftebedarf in Deutschland verschärfen zusätzlich den Druck auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, allen Jugendlichen eine gute berufliche Perspektive zu verschaffen. Viele Kommunen, Arbeitsagenturen und Jobcenter gehen die anspruchsvolle Arbeit mit Jugendlichen seit Jahren engagiert und tatkräftig an. Am erfolgreichsten geschieht dies unter dem gemeinsamen Dach der Arbeitsbündnisse „Jugend und Beruf“. Die Idee der Bundesagentur für Arbeit, Kompetenzen enger miteinander zu verzahnen und zu koordinieren, hat sich mittlerweile in ganz Deutschland etabliert. Hamburg hat sich frühzeitig in das Projekt mit eingebracht und wir halten das Konzept der Jugendberufsagentur, auch in der Freien Hansestadt alle wichtigen Chancen und Angebote unter einem Dach zu vereinen, für den richtigen Ansatz. Davon werden alle Akteure des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes profitieren.“
Ziel und Aufgaben der Jugendberufsagentur
Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, allen Jugendlichen eine Chance auf eine berufliche Ausbildung oder ein Studium zu geben und niemanden auf diesem Weg zu verlieren. Um dies sicherzustellen und jungen Menschen Unterstützung, Begleitung und Vermittlung unter einem Dach anzubieten, schufen die beteiligten Akteure ein grundlegend neues Modell, die Jugendberufsagentur. Unterstützt wurde dies durch eine Vereinbarung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit der Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2010, in der bundesweit eine bessere Zusammenarbeit von Institutionen verschiedener Rechtskreise des Sozialgesetzbuchs beschlossen wurde. Ziel war es, die Integration von unter 25-Jährigen in Ausbildung und Beruf zu erhöhen. Die beteiligten Hamburger Behörden (Behörde für Schule und Berufsbildung, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration), die Agentur für Arbeit Hamburg, Jobcenter team.arbeit.hamburg sowie die sieben Bezirksämter verständigten sich auf eine systematische, verbindliche und kontinuierliche Verzahnung ihrer Arbeit. Mit gutem Ergebnis: Bereits 17 Monate nach Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft, eine Jugendberufsagentur zu schaffen (Drucksache 20/4195, Juni 2012), ist die Jugendberufsagentur jetzt in allen sieben Hamburger Bezirken und auf allen weiteren Arbeitsebenen eingerichtet.
Mehr als 14.300 junge Menschen nutzen bisher die Jugendberufsagentur
Jugendliche und junge Erwachsene können sich mit ihren Fragen und Anliegen an den jeweiligen Standort der Jugendberufsagentur Hamburg in ihrem Bezirk wenden. Insgesamt stehen 354 Beraterinnen und Berater der Partnereinrichtungen in allen regionalen Standorten zur Verfügung. Kurze Wege vor Ort und die gebündelten, rechtskreisübergreifenden Beratungs- und Hilfsangebote unter einem Dach stellen sicher, dass sie individuelle Unterstützung erhalten und bei Bedarf auch über einen längeren Zeitraum begleitet werden können. Mehr als 14.300 junge Hamburgerinnen und Hamburger haben bereits im ersten Jahr, zwischen Oktober 2012 und September 2013, die Angebote der Jugendberufsagentur Hamburg genutzt. Davon ließen sich 8.446
unter 25-Jährige als Bewerberinnen und Bewerber für eine duale Ausbildung registrieren. Rund 84,4 Prozent dieser Bewerberinnen und Bewerber fanden
bisher mit Hilfe der Jugendberufsagentur gesicherte Anschlüsse - beispielsweise in duale Ausbildung (44,6 Prozent), in Erwerbstätigkeit (5,3 Prozent), in einen weiterführenden Schulbesuch (11 Prozent) oder in ein Studium (2 Prozent). Weitere gesicherte Anschlüsse waren zum Beispiel Ausbildungsvorbereitung, Berufsvorbereitung, Freiwilliges Soziales Jahr, Bundeswehrdienst oder Bundesfreiwilligendienst. 1.319 junge Menschen, die nicht mehr schulpflichtig sind, werden weiterhin aktiv beraten, um passgenaue Anschlüsse zu finden (Erhebung der Agentur für Arbeit Hamburg, Stand 30.09.2013).
Rechtzeitig beginnen - schon in den Schulen
Innovativ und bundesweit einzigartig ist, dass in der Jugendberufsagentur Hamburg die Berufsberatung, Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung und Jugendhilfe unter Einbeziehung der schulischen Ebene zusammenarbeiten. Für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in die Ausbildung oder das Studium ist es unerlässlich, dass Schülerinnen und Schüler schon rechtzeitig während der Schulzeit eine klare Vorstellung von ihren beruflichen Zielen und Möglichkeiten entwickeln. Deswegen ist die schulische Ebene ein grundlegender Bestandteil der Jugendberufsagentur Hamburg. Als wichtige Voraussetzung wird die Berufs- und Studienorientierung daher an Hamburger Schulen, insbesondere an Stadtteilschulen, weiter intensiviert. Stadtteilschulen, Förderschulen und Berufsschulen unterstützen und begleiten gemeinsam mit der Jugendberufsagentur den Weg der Jugendlichen in die Ausbildung oder das Studium. In sogenannten BOSO-Teams koordinieren sie an allen 59 Stadtteilschulen die Zusammenarbeit, planen Beratungs- und Informationsangebote sowie vertiefende Module fürdie Berufs- und Studienorientierung (BOSO) der Jugendlichen.
Übergänge begleiten
Darüber hinaus hat die Jugendberufsagentur gemeinsam mit den Stadteilschulen und berufsbildenden Schulen erstmals systematisch und lückenlos die Verbleibe der Schulabgängerinnen und -abgänger nach der Sekundarstufe I von Stadteilschulen und Förderschulen erhoben. Jugendliche, die noch schulpflichtig sind, werden dadurch problemlos erkannt, angesprochen und über passgenaue Angebote informiert. Junge Menschen, die nicht mehr schulpflichtig sind, werden durch die Jugendberufsagentur beraten, begleitet und vermittelt, bis sie eine verlässliche Perspektive gefunden haben. Die diesjährige Übergangsquote in Ausbildung von 38,7 Prozent zeigt, dass eine systematische und frühzeitige Begleitung der Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf erste Früchte trägt, weil sich die Schulabgängerinnen und -abgänger früher verlässlich für einen Anschluss entschieden und Ausbildungsverträge abschlossen (Erhebung der Behörde für Schule und Berufsbildung, Stand 15.09.2013). Die diesjährige Übergangsbegleitung der Schulabgängerinnen und Schulabgänger konnte sicherstellen, dass der Verbleib aller Jugendlichen bekannt ist und die Beratung und Unterstützung gezielt
dort angeboten werden kann, wo sie gebraucht wird.
Aufsuchende Beratung - Niemand soll verloren gehen
Die Jugendberufsagentur verspricht, sich um alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen verlässlich zu kümmern. Deshalb gehört auch die aufsuchende Beratung zur Leistung der Jugendberufsagentur. Immer dann, wenn Jugendliche sich nicht wie vereinbart bei ihren Beraterinnen und Beratern zuückmelden, Schulpflichtige nicht in ihrer zuständigen berufsbildenden Schule erscheinen oder Fachkräfte der Jugendberufsagentur dies im Einzelfall befürworten, wird die Jugendberufsagentur aktiv. Die Kontaktaufnahme erfolgt telefonisch, per SMS, auf dem Postweg oder durch Hausbesuche. Alle Partner haben hierfür aufsuchende Beratungselemente eingeführt.
Im Zeitraum von März bis Juni 2013 fanden beispielsweise monatlich rund 600 Kontakte mit aufsuchender Beratung statt, davon fast 100 Hausbesuche
(Erhebung der Netzwerkstelle der Jugendberufsagentur, Stand Juli 2013). Die Rückmeldungen der aufgesuchten Jugendlichen und ihrer Eltern zeigen deutlich, dass dieses Angebot der Jugendberufsagentur sehr positiv aufgenommen wird.
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Pressemitteilung mit weiteren Informationen