Mitteilung
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Zahlreiche Auswirkungen der Corona-Pandemie sorgten im abgeschlossenen Ausbildungsjahrgang 2020/2021 für Turbulenzen und Verunsicherungen auf allen Seiten des Ausbildungsmarktes. So konnten zahlreiche Ausbildungsmessen und -börsen, Schülerpraktika oder Betriebsbesuche nicht in Präsenz durchgeführt werden, fielen aus oder wurden digital veranstaltet. Kurzarbeit in den Unternehmen und auch Ausbildungsbetrieben betrafen zehntausende Firmen und weit über 150.000 Beschäftigte. Praktisch alle Hamburger Wirtschaftsbereiche waren direkt oder indirekt von der Krise betroffen, mussten sich z.T. völlig neu aufstellen.
„Die berufliche und schulische Erstausbildung junger Frauen und Männer steht damit aber nicht in Frage, tat sie auch nie. Auch wenn wir nicht an das Niveau von 2019 mit insgesamt 19.400 Ausbildungsverträgen (davon über 13.100 betriebliche) herankommen, werden wir jeder und jedem Hamburger Schülerin und Schüler* ein Ausbildungsangebot unterbreiten“, unterstreichen alle Hamburger Ausbildungspartner auf der gemeinsamen Pressekonferenz in der Kfz-Innung Hamburg.
"Seit einigen Monaten gehen die Berufsberaterinnen und Berufsberater wieder in die Schulen, um die Schüler zu allen Fragen bei der Berufs- und Studienwahl zu orientieren und zu beraten. Das ist sehr gut und unerlässlich im Berufswahlprozess. Dennoch waren bei uns nur 7.787 Jugendliche als Bewerber gemeldet, fast 300 weniger zum Vorjahr und knapp über 1.000 unter dem Wert von 2019. Gleichzeitig reduzierten sich die gemeldeten Ausbildungsstellen der Hamburger Wirtschaft im Verlaufe der Corona-Krise von 11.453 (September 2019) deutlich um 2.210 auf aktuell 9.243 in diesem Jahr“, erklärt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg. Fock ist sich sicher, dass sich der Hamburger Ausbildungsmarkt konsolidiert und zu alter Stärke findet, finden muss, denn: „71.125 erfahrene Fach- und Führungskräfte (60 Jahre und älter) in Hamburger Unternehmen wechseln sehr bald in den Ruhestand. Diese Verluste an beruflicher Fachlichkeit, betrieblicher Erfahrungen und persönlichem Know-how gilt es auf allen Ebenen mit motivierten Nachwuchskräfte auszugleichen, aufzubauen und weiterzubilden. Sonst tappen wir in eine Demografiefalle“. Für das beginnende Ausbildungsjahr 2022 sind der Ausbildungsvermittlung bereits 5.800 freie Ausbildungsstellen gemeldet worden.
Die diesjährigen Zahlen stimmen somit verhalten positiv, denn die Ausbildungsbilanz 2021 ist nach 20 Monaten Corona-Pandemie im Vergleich zum Vorjahr stabil und zeigt erste Tendenzen der Erholung. Um das Vor-Corona-Niveau wieder erreichen zu können, bedarf es jedoch erheblicher weiterer Anstrengungen. Insgesamt melden die berufsbildenden Schulen in diesem Jahr rund 17.640 junge Menschen, die eine Berufsausbildung beginnen. Die Anfängerzahlen in der dualen Ausbildung sind mit 11.379 Anfängerinnen und Anfänger im Vergleich zum Vorjahr leicht um 52 gestiegen. Im Gegensatz dazu ist die schulische Berufsausbildung in diesem Jahr mit ca. 6.260 Anfängerinnen und Anfängern etwas geringer nachgefragt (2020: 6.376); detaillierte Zahlen siehe Tabelle im Anhang.
Rainer Schulz, Staatsrat der Behörde für Schule und Berufsbildung: „Innovativ, hochwertig und international: So ist Berufsausbildung in Hamburg. Gemeinsam mit den Ausbildungsbetrieben bereiten unsere Berufsschulen junge Menschen auf das Berufsleben und die digitalen Anforderungen in der Wirtschaft vor. Dafür sind unsere Schulen modern und praxisbezogen ausgestattet. Auch der internationale Austausch der Auszubildenden ist in der weltweit vernetzten Stadt Hamburg von großer Bedeutung. Überdurchschnittlich viele Berufsschülerinnen und -schüler nehmen hier am Fremdsprachenunterricht teil (2019: 90,4 Prozent, Bundesdurchschnitt: 35,3 Prozent*). Schulen und Unternehmen pflegen weltweit den Azubi-Austausch, beispielsweise in die USA, nach Israel, China und natürlich auch innereuropäisch. Innovativ ist auch ein neues Angebot für leistungsstarke Auszubildende: Die Berufliche Hochschule Hamburg, Berufsschulen und Betriebe verzahnen Berufsausbildung und Studium eng miteinander. So sind zwei Abschlüsse in vier Jahren möglich, Berufsabschluss plus Bachelor. All das zeigt: Mit einer Berufsausbildung gehen junge Menschen in Hamburg einen guten Schritt in eine erfolgreiche berufliche Zukunft.“
*Quelle: INSM Bildungsmonitor der Initiative Soziale Marktwirtschaft
Prof. Norbert Aust, Handelskammer-Präses: „Corona hat ein drängendes Problem der Hamburger Wirtschaft verschärft: Bis 2035 fehlen voraussichtlich 127.000 Fachkräfte. Das ist mittlerweile für 6 von 10 unserer Mitgliedsbetriebe das größte Geschäftsrisiko. Wir brauchen dringend gut ausgebildete junge Menschen auf dem Ausbildungsmarkt. Daher ist und bleibt die duale Ausbildung, die wirksamste Methode, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Mit 7.365 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen erreichen wir zwar fast das Niveau vom letzten Jahr, im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau sind wir immer aber noch bei minus 16 Prozent.“
Henning Albers, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Hamburg: „Unsere Betriebe suchen Nachwuchs. Das war vor, während und wird nach der Corona-Krise so sein. Fakt ist, dass die Pandemie auch dem Ausbildungsmarkt im Handwerk, der 2019 noch einen Spitzenwert bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnete, rückläufige Zahlen bescherte. In einer Branche, die junge Menschen vor allem durch Anfassen, Ausprobieren und Mitmachen für einen handwerklichen Beruf begeistert, behinderten Kontaktbeschränkungen sowie die Angst vor Ansteckung eine wirksame Berufsorientierung. Optimistisch stimmt uns nun, dass derzeit eine große Anzahl engagierter Handwerkerinnen und Handwerker quer durch alle Gewerke zu Betriebspraktika einlädt. Das Angebot in unserer Lehrstellen- und Praktikumsbörse sowie ganz aktuell die positive Resonanz auf unser Praktikums-Speed-Dating in Präsenz sind deutliche Signale pro duale Ausbildung 2022.“
Dr. Philipp Murmann, UVNord-Präsident: „Die Auswirkungen der Pandemie haben in der Tat für ordentlich Sand im Getriebe des Ausbildungsmarktes gesorgt. Die Kehrseite ist aber, dass die Chancen für die Fachkräfte von morgen aktuell ausgezeichnet sind. Die Unternehmen haben einen deutlichen Nachholbedarf an jungen Menschen, die sie zu dringend benötigten Fachkräften ausbilden wollen. Es gibt in der Metropolregion rund 300 verschiedene und vor allem interessante und innovative Ausbildungsberufe und damit eine enorme Vielfalt für die jungen Menschen für einen Start in das Berufsleben. Es ist bestimmt für jeden etwas dabei! Ich appelliere an die Jugendlichen, die Eltern und an die Schulen nicht müde bei der beruflichen Orientierung zu werden und die berufliche Zukunft mit einem weiten Berufswahlspektrum in die Hand zu nehmen. Die duale Ausbildung ist ein guter Start ins Arbeitsleben und bietet vielfältige Weiterqualifizierungsmöglichkeiten. Wir müssen auch weiter dafür sorgen, dass insbesondere die MINT-Berufe noch mehr in den Fokus der Mädchen geraten. Leider sind Bewerbungen in technischen Berufen von jungen Frauen immer noch sehr überschaubar. Auch hier stehen die Türen offen und die Unternehmen freuen sich auf zahlreiche Bewerbungen.“
Katja Karger, Geschäftsführerin DGB Hamburg
Hamburg hat eine alarmierende Entwicklung: Das Angebot an Ausbildungsplätzen in den Betrieben ist im vergangenen Vermittlungsjahr um rund sieben Prozent zurückgegangen. Schauen wir auf den Vergleich zum August 2019 – also vor der Coronakrise - sind es sogar fast zwanzig Prozent. Innerhalb von zwei Jahren ging jedes fünfte Ausbildungsplatzangebot verloren. Das ist eine dramatische Situation für die jungen Menschen und für die Betriebe. Neben der Verantwortung, die Unternehmen für die berufliche Entwicklung der Jugend tragen, stehen wir vor enormen Herausforderungen: für den Umgang mit Klimawandel und Digitalisierung braucht die Wirtschaft viele gut qualifizierte Nachwuchskräfte. Deswegen sind Appelle nicht mehr ausreichend, wir brauchen gesetzliche Maßnahmen, um diesen Trend umzukehren. Der DGB schlägt eine Ausbildungsplatzgarantie vor, die durch einen Zukunftsfonds getragen werden soll. So lassen sich zusätzliche Ausbildungsplätze finanzieren und der Ausbau betrieblicher Ausbildung wird gefördert. Wir brauchen die jungen Leute und die Unternehmen - für eine zukunftsfähige Stadt Hamburg.“
Martin Krohn, Obermeister der Innung des Kfz-Handwerks Sitz Hamburg: „In unseren Werkstätten und Schulungsräumen kommen Auszubildende immer mit der modernsten Automobiltechnik in Berührung. Wir unterrichten Theorie und lehren praktisch an den Fahrzeugen in ‚überbetrieblichen Unterweisungen‘. Aktuell dreht sich sehr viel um Elektromobilität und Hochvolttechnik. Jeder Hamburger Kfz-Mechatroniker-Azubi kommt zu uns, annähernd 1.000 im Laufe der 3 1/2-jährigen Ausbildung. Ein hochspannendes Umfeld, das Raum für einen überbetrieblichen und persönlichen Austausch der wissbegierigen Jugendlichen bietet. Zudem fördern wir in einem außerbetrieblichen Ausbildungsprogramm benachteiligte Jugendliche, die den direkten Weg in einen Ausbildungsbetrieb nicht realisieren konnten. Auch diese jungen Leute machen wir fit, versuchen sie über einen Quereinstieg in eine rein betriebliche Ausbildung zu vermitteln, was uns zu etwa 70 Prozent gelingt.“
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